Schilddrüsenunterfunktion

Nach meiner Erfahrung wird eine häufige Ursache vielfältiger Beschwerden oft übersehen, da in unserer heutigen Apparate-Medizin die sogenannte ‚Klinik‘ des Patienten, d.h. die Symptome bzw. Beschwerden des Patienten viel zu wenig berücksichtigt werden.

Ein großes Problem stellt nach meinen Erfahrungen und neueren fachlichen Informationen der sogenannte TSH-Wert dar, auf den man sich vielfach zu sehr fixiert. Der TSH-Wert stellt quasi einen Übersichtswert der Schilddrüsenfunktion dar, der erste Anhaltspunkte auf eine Unterfunktion der Schilddrüse (hohe Werte) oder Überfunktion (sehr niedrige Werte) geben kann. Labor-Referenzwerte werden noch immer standardmäßig i.d.R. bis 4 oder 4,5 als normal betrachtet. Dabei zeigen nach meinen Erfahrungen TSH-Werte oberhalb von 2,0 bereits auf eine möglicherweise vorliegende Schilddrüsenunterfunktion hin (und da bin ich meinem Mentor Wolfgang Gerz, ganzheitlicher Arzt, für seinen vehementen Hinweis in diesem Zusammenhang während unzähligen fachlichen Diskussionen sehr dankbar) !

Es gibt auch inzwischen Fachliteratur, wie bspw. das sehr empfehlenswerte Buch von Prof. Dr. Hotze/Dr. Hainel/Dr. Ermer „Schilddrüse in Balance“ (in meinen Fachliteratur-Empfehlungen aufgeführt), in welchem darauf hingewiesen wird, dass es Patienten/Patientinnen mit einem TSH-Wert zwischen 1 und 2 von ihrem Befinden her am besten geht. In die Uni-Bibliotheken scheint diese fachlich bedeutsame, wichtige Erkenntnis nach meinen Informationen allerdings noch keinen Einzug gehalten zu haben.
Während einer fachlichen Auseinandersetzung mit einem Chefarzt einer psychiatrischen Klinik musste ich mir einmal anhören „und ich sage Ihnen, ein TSH-Wert von 3,5 stellt kein Problem dar!“. Auf oben zitiertes Fachbuch „Schilddrüse in Balance“ hingewiesen, meinte er daraufhin nur, das Buch sei ihm nicht bekannt und es sei außerdem auch in keiner Uni-Bibliothek zu finden.

Dem Patienten, der damals diesen – nach meiner Erfahrung sogar deutlich erhöhten – TSH-Wert aufwies, geht es inzwischen mit einer die Schilddrüse gut unterstützenden Behandlung besser.

Eventuell sind die vielfältigen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion dem vom Patienten konsultierten Mediziner/Medizinerin auch gar nicht so detailliert bekannt, um dabei an die Schilddrüse als mögliche Beschwerde-Ursache aufmerksam zu werden.

Es ging mir selbst am Anfang meiner Naturheilkundlichen Laufbahn da nicht anders. So wurde mir im Grundstudium zur Vorbereitung auf die Heilpraktiker-Prüfung (die ja, was das abgefragte Wissen anbelangt, dem ersten Staatsexamen der Medizinstudenten entspricht) nicht vermittelt, dass Beschwerden wie bspw. Infekt-Neigung im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, (chronisch) trockene Haut, Neigung zu Akne und Furunkeln, Libidomangel, Starke Blutungen oder Zwischenblutungen bei menstruierenden Frauen, häufig kalte Hände/Füße, Stimmungsschwankungen, langsame Verdauung, Verstopfung, Unkonzentriertheit, schlechtes Gedächtnis u.v.a.m. auftreten können, wenn die Schilddrüse nicht ordnungsgemäß arbeitet.

Ich hätte mit meinem damaligen Wissen nicht angenommen, dass ein Patient bzw. eine Patientin durchaus schlank sein kann, aber dafür an einer Anfälligkeit für Atemwegsinfekte leidet oder dass eine Patientin „nahe am Wasser“ gebaut ist, also stimmungslabil ist oder Ihre Regelblutung sehr stark ist und sie unter häufigen Zysten in Ihrer Brust leidet, sondern stattdessen musste sie nach meinen Vorstellungen korpulent sein, also unter Gewichtszunahme leiden, um an Ihre Schilddrüse als mögliche Beschwerdeursache (überhaupt) zu denken.

Natürlich sind Gewichtsprobleme häufig mit der Schilddrüsenfehlfunktion assoziiert, da sie ja auf den Stoffwechsel massive Auswirkungen hat. Aber die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion können sich eben auch ganz anders bemerkbar machen!

Einen einfachen und gleichzeitig kostenfreien Selbsttest hat der Mediziner Dr. B. Barnes in den USA in den 80er Jahren tausendfach erfolgreich angewendet, der allerdings durch unsere heutzutage leider so häufige „Labor-Fixiertheit“ in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Untersuchungen, mit denen kein Geld verdient werden kann, sind denn auch wenig lukrativ.

Dr. B. Barnes fand heraus, dass die morgendliche Aufwachtemperatur, unter der Achsel gemessen, einen direkten Rückschluss auf die Stoffwechselfunktion und damit die Schilddrüsenfunktion zulässt.

Wichtig: das Thermometer sollte im Idealfall bereits am Nachttisch parat liegen, wenn sie am Vorabend des Messens zu Bett gehen. Weshalb? Wenn Sie morgens erst noch vom Bett aufstehen und diesen holen oder sogar erst noch suchen müssen, wird die gemessene Temperatur nicht mehr so aussagekräftig sein, denn der Körper reguliert im Normalfall die Körpertemperatur etwas nach oben, wenn Sie irgendwelche Tätigkeiten durchführen.

Diese Temperatur sollte nach Barnes Erfahrungen optimalerweise im Bereich zwischen 36,4 und 36,8 Grad Celsius liegen, sofern die Schilddrüse des Probanten optimal und regelrecht arbeitet.

Eine Aufwachtemperatur unterhalb dieses Temperaturbereichs zeigt laut den Erfahrungen von Dr. Barnes eine Schilddrüsenunterfunktion an, oberhalb des genannten Temperaturbereichs sei dagegen eine Tendenz zur Schilddrüsenüberfunktion ersichtlich. Meine eigenen Erfahrungen decken sich dabei exakt mit den von ihm in seinen sehr wertvollen Fachbüchern (die leider allesamt nur in Englisch verfügbar sind) genannten.